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Russland

Ein weiteres interessantes Abenteuer ist eine Autoreise durch Russland bis zum Kaukasus. Ob das heute noch ohne Gefahr wegen des Tschetschenien-Konfliktes möglich ist, weiß ich nicht. Auf alle Fälle sollte man kein neues oder teures Auto dafür benutzen.Wir begannen 1987 mit einem fast neuen Lada (Wartezeit 15 Jahre) die (Tor)Tour durch die ehemalige Sowjetunion. Vollgepackt mit Proviant, Wodka,  20-Liter-Kanistern und 2 Ersatzrädern.

Es ging über Lemberg, Kiew, Charkow, Rostow bis nach Groszny. Über die Pässe des Kaukasus bis nach Tbilissi (Georgien). Dann zurück am Schwarzen Meer entlang über Suchumi und Sotschi.

Unsere Reise glich der Rallye Paris - Dakar. Von der Fahrweise (Zeitdruck), den Straßen- verhältnissen und den Unterkünften. Tagesabschnitte von 600 km waren keine Seltenheit. Verspätungen oder Pannen durfte man unter gar keinen Umständen haben, denn man kam nie wieder in den Zeitplan. Das nächste Hotel,das nur für diesen einen Abend gebucht war, musste man bis 18.00 Uhr erreicht haben; sonst gab’s nicht’s mehr zu essen.

Eine Frühstückspause am Straßenrand. In der Blechkiste die Verpflegung und das Zahlungsmittel Wodka. Im Hintergrund unser Kampfauto.

Eine staatliche Eierverkäuferin in einem kleinem Städtchen am Rande der Route.

Die Straßen waren breit, aber nicht ungefährlich. Plötzliche Hindernisse wie Vieh oder nicht richtig zugeschüttete Kabelgräben quer über die Straße ohne Warnschild bei Tempo 130 waren keine Seltenheit. Dafür gab’s dann bei völlig glatter Straße 10 km nur Tempo 30. Die russische Logik ist mir bis heute nicht ganz verständlich.

Zum Glück ist der Lada ein sehr robustes für diese Verhältnisse gebautes Auto und so kamen wir ohne Verspätung in Kiew an. Hier übernachteten wir am Rande der Stadt in diesen Bungalows aus Wasserleitungsrohrrahmen und Pappe. Zum Glück hatten wir unsere eigenen (hygienischen) Schlafsäcke mit. Und in der Ferne leuchtete Tschernobyl.

Die Toiletten waren auch nicht gerade sehr einladend, weswegen man lieber in den Wald ging, was andere aber leider auch schon gemerkt hatten. Zum Essen ging’s dann ins Restaurant, wie gesagt bis 18.00 Uhr, danach hieß es: Kontigent alle! (trotz Verpflegungsbons) Also der Ober kam und man musste sofort und ohne lange zu überlegen alles für den ganzen Abend bestellen, z.B. 2 Schnitzel, 2 Salate, 6 Bier. Ein Pärchen am Nebentisch machte den Fehler, als der Ober kam zu sagen: Wir wählen noch! Nach 2 Stunden Wartezeit verlangten sie entnervt den Chef zu sprechen. Doch der lallte nur “Kontigent alle”, während wir genüsslich unser 2. Bier schlürften.

Am Morgen gings wieder On the road durch die Ukraine, die Kornkammer der Sowjetunion. Soweit das Auge blicken konnte: Kornfelder. Ich hatte nur etwas Mühe, zwischen dem Unkraut vereinzelte Halme zu erblicken. Wahrscheinlich extensive Landwirtschaft.

Das Tanken war ein Ereignis für sich. Wenn man nach einigen hundert Kilometern endlich eine offene Tankstelle gefunden hatte, ging man zum Tankwart und sagte wieviel man tanken wolle. 20, 40 oder 60 Liter. Zwischenschritte gab’s nicht. Der Tank des Lada’s fasste  39 l. 20 l waren zuwenig, 40 l aber schon zuviel. Was tun? Man steckte die Zapfpistole, die sich übrigens nicht ausschalten liess, in den Tank, bezahlte beim Tankwart 40 l und sprintete zum Auto zurück, wo sich schon ein Schwall Benzin in den Tank ergoss. Als der Tank übersprudelte, zog man die Pistole aus dem Tank wobei ein kräftiger Benzinstrahl über das Auto spritzte und fing den Rest mit dem Kanister auf. Zum Glück waren wir Nichtraucher.

Wo es möglich war, versuchten wir auch etwas Kultur einzufangen. Die meist prächtigen Kirchen und Kloster mit ihren goldenen Kuppeln standen im krassen Gegensatz zu vielen Wohnhäusern und Straßen.

Wie hier im Zentrum der Millionenstadt Charkow.

Am Fuße des Kaukasus in Groszny angekommen, hatten wir 2 Tage Zeit. Im Park spielte die Blasmusik und die Passanten tanzten dazu.Wir nutzten die Zeit und machten ein paar illegale Abstecher ins wilde Umland.

Man gab sich aber auch Mühe. Nur hatten die Straßenbau-Ingenieure irgendwie die Reihenfolge verwechselt. Über die schlechte Straße wurde eine schöne glatte Asphaltschicht gezogen. Dann goss man aber Teer darüber und schüttete faustgroße Schottersteine darauf. Ich habe auf der ganzen Tour kein Auto ohne größere Steinschlagschäden gesehen. Die Scheinwerfer waren meist vergittert.

Hier schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Die Speichertürme im Hintergrund dienten auch als Verteidigungsfestung.

Zur Besichtigung des höchsten Berges des Kaukasus, des 5633 m hohen Elbrus, brauchte man eine Sondergenehmigung, die wir natürlich nicht hatten. Also hängten wir uns an LKW’s, hüllten uns in Staubwolken und durchbrachen so unbemerkt die Polizeisperren.Von hier oben hatte man einen atemberaubenden Überblick über die schneebedeckten Gletscher des Kaukasus.

Dann ging’s weiter über die Pässe der Grusinischen Heerstraße auf die andere Seite des Gebirges. Bei manchen Tunnel passten gerade so 2 PKW aneinander vorbei. Man konnte also nur beten, keinem LKW zu begegnen.

Das Klima wurde wieder wärmer und wir kamen erschöpft und mit kochenden Motor in Tbilissi (Tiflis) an. Hier herrschten chaotische Zustände vor. Rote Ampeln wurden generell nicht beachtet und es wurde Jagt auf Fussgänger gemacht. Wer nicht schnell genug beiseite springen konnte, hatte Pech.

In unserem 3 Sterne Hotel versuchte der Hausmeister allen Ernstes mit einer Axt das Fenster zu öffnen. Auch unsere Mahagoni-Hoteltür wies ähnliche Spuren auf. Am nächsten Morgen warteten wir eine Stunde aufs Frühstück. Dann kam endlich der Kaffee. An der Tasse war noch der Lippenstift der Vorgängerin. Dann kam eine dicke Reinemachefrau und klatschte uns während des Frühstücks den tropfnassen Scheuerlappen zwischen die Beine und fing an zu wischen. Nur das sich unter unseren Beinen kein Parkett befand, sondern ein Teppich!

Dann ging’s in aller Eile weiter auf der Europastraße in Richtung Schwarzes Meer.

Nach einigen Zwischenstationen kamen wir im Schwarzmeer-Kurort Suchumi an. Heute soll dieser wunderschöne Ort in Schutt und Asche liegen.

Unterwegs machten wir noch einen illegalen Abstecher zum hochgelegenen Riza-Bergsee inmitten der Kaukasus-Berge.

Dann kamen wir endlich in Sotschi an, wo wir uns eine Woche von den Strapazen erholen konnte.

Diese Reise über 8000 km war ein Erlebnis der besonderen Art. Man sieht es auch an den Reifen.Auf jeden Fall sollte man für eine solche Reise (neben meinen schon erwähnten Hinweisen) starke Nerven mitbringen. Noch ein Tip am Rande: wenn ein LKW während der Fahrt die Fahrertür kurz aufmacht, auf keinen Fall überholen, er will links abbiegen!

Dann ging’s über Krasnodar, Rostow und Kiew zurück nach Deutschland.